Einsturz des Historischen Stadtarchivs in Köln

HumanProtect Consulting hilft bei der psychologischen Betreuung der Betroffenen

Jemand schrie, wir sollten alle sofort raus und dann war da dieses merkwürdige Knirschen und Knacken – man merkte, dass es ernst war. Ich bin wie ferngesteuert gerannt und keine 10 Sekunden, nachdem ich draußen war, sehe ich, wie das Haus einstürzt. Einfach umkippt – und dann war da nur Staub. gehört habe ich komischerweise gar nichts, ich dachte aber plötzlich, dass bestimmt noch viele Kollegen im Gebäude gewesen waren und dass die nun alle tot sind…

Der Einsturz des Historischen Stadtarchivs am 3. März 2009 ist eine Katastrophe, wie sie die Stadt seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt hat. Angesichts der Verwüstung an der Unglücksstelle mutet es immer noch wie ein Wunder an, dass nur zwei Menschen dabei zu Tode kamen. Neben dem immensen materiellen Schaden und dem hohen ideellen Verlust wurde aber auch schnell deutlich, dass eine große Anzahl von Menschen auch seelisch einen schweren Schlag erlitten hatte. Das PSU-Team der Berufsfeuerwehr der Stadt Köln (psychosoziales Unterstützungsteam) wandte sich zwei Tage nach dem Einsturz an uns, um Hilfe bei der psychologischen Betreuung der von dem Einsturz Betroffenen anzufordern. Wir reagierten schnell und konnten flexibel ein Team von Psychologen bereitstellen, das sich in den folgenden Wochen in Gruppenberatungen, Einzelgesprächen und in zahllosen Telefonaten um die Betroffenen kümmerte.

Ein Bedarf nach Hilfe bestand bei verschiedenen Gruppen: Mitarbeiter des Stadtarchivs, die sich in letzter Sekunde vor dem sicheren Tod retten konnten, Menschen, deren Wohnhäuser zusammen mit dem Stadtarchiv eingestürzt waren und die alle persönlichen Gegenstände verloren hatten, andere Anwohner, die wegen Einsturzgefahr nicht mehr in ihre Wohnungen konnten und die den Verlust vor Augen hatten. Dazu kamen noch andere Augenzeugen und auch Angestellte der Bauunternehmen, die seit dem Unglückstag, wie viele andere Helfer auch, mit höchstem Einsatz arbeiten, um zu retten, was zu retten ist.

Drei Tage nach dem Einsturz wurde in einem nahe gelegenen Hotel eine Anlaufstelle für die betroffenen Bürger eingerichtet. Hier wurden dringliche Sachfragen beantwortet, daneben standen aber auch HPC – Psychologen für die folgende Woche 13 h täglich zur Verfügung, was auch intensiv in Anspruch genommen wurde – die Menschen nutzten die Gelegenheit, sich professionell beraten zu lassen, wie sie mit ihren Ängsten, ihrer Trauer und ihrer Wut umgehen können. Im Sinne einer Prävention von psychischen Langzeitfolgen galt es natürlich auch, die diesbezüglich gefährdeten Personen zu erkennen und ihnen intensivere Hilfe zu vermitteln. Die Betreuung durch HPC sieht stets vor, den Verlauf zu begleiten, so dass es selbstverständlich war, auch persönliche und telefonische Folgegespräche zu vereinbaren.

Ein besonderes Augenmerk galt den 71 Mitarbeitern des Stadtarchivs – diese wurden von dem Psychologenteam in der Folgezeit zunächst telefonisch angesprochen und, sofern gewünscht, wurden Einzelgespräche geführt, um ihnen bei der Verarbeitung dieses Erlebnisses zu helfen. Die Probleme, die bei ihnen bestanden, waren und sind vielfältig: Neben der unmittelbaren Traumatisierung die aus der erlebten Todesbedrohung resultierte und sich in typischen Symptomen wie quälenden Erinnerungen, Albträumen, Ängsten, Schlafstörungen, Vermeidungssymptomen und depressiven Reaktionen äußerte, stellte sich für viele auch von einem Tag auf den anderen die Aufgabe, sich gänzlich neu zu orientieren: der gewohnte Arbeitsplatz war plötzlich weg und völlig unklar, wie die Zukunft aussehen würde. Für andere stand der Verlust der Archivarien im Zentrum, denen jahrelange wissenschaftliche Arbeit gegolten hatte und die nun zerstört schienen. Andere erlebten sich in den ersten Tagen stabil, brachen aber unter der Überlastung der folgenden Wochen zusammen, als es galt rund um die Uhr bei der Bergung mitzuhelfen. Ein Thema, das immer wiederkehrte, war die Frage, wie sich eine solche Katastrophe ereignen konnte und der Zorn und die Wut darüber.

Für ein Resümee unserer psychologischen Arbeit von HPC ist es noch zu früh, da nach wie vor Gespräche geführt werden. Mit einigem Wochen Abstand aber zeigt sich, dass ein Großteil der Betroffenen dem „organischen“ Selbstheilungsverlauf folgt und sich mittlerweile stabilisieren und der neuen Situation anpassen konnte, während einige so stark beeinträchtigt sind, dass eine intensive Psychotherapie notwendig ist.

Die Rückmeldungen der Betroffenen und von anderen Beteiligten über die Arbeit von HPC sind positiv, nahezu alle zeigten sich dankbar und erfreut über das Hilfsangebot – und die Mitarbeiter von HPC sind stolz, innerhalb kürzester Zeit fast 300 h Stunden psychologische Beratung in und um Köln herum organisiert und durchgeführt zu haben.

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